Rhetorik

Rhetorik, die Theorie und Praxis der wirkungsvollen Rede, hat eine bis ins 5. Jahrhundert vor Chr. reichende Tradition. Von der in Versen aufgebauten Kunstform der epischen Dichtung (z. B. im zweiten Gesang der „Ilias“) deren Ziel die Überlieferung und Unterhaltung war, zu einer auf Überzeugung resp. Überredung zielenden, nicht länger auf Versen, sondern auf Sätzen aufgebauten Kunst.

Durch die Entwicklung von logisch oder psychologisch zwingenden Argumentationsmustern – die damals wie heute oft nur innerhalb von akademischen Zirkeln weitergegeben wurden – erhob sich die Rhetorik über die alltägliche Rede und optimierte so ihre Wirkung. Als vor über 2000 Jahren (sic!) vom Wanderlehrer Georgias von Leontinoi Methoden entwickelt und gelehrt wurden, mit deren Hilfe selbst eine unterlegene Sache zu einer siegreichen gemacht werden kann, wurde jene Faszination der Rhetorik begründet, die dieses Thema bis heute umgibt.

Wer sich in der Antike anschickte ein öffentliches Amt zu bekleiden, ließ sich in Rhetorik ausbilden. Damals wie heute gelangten gute Redner zu Ansehen, zu höchsten Ämtern und nicht selten zu Wohlstand. Cicero, selbst ein berühmter und einflussreicher Politiker und Redner, wusste: „Zum Dichter wird man geboren, zum Redner wird man gemacht“. Damit brachte er die Erfahrung auf den Punkt, dass rhetorische Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten lehrbar und lernbar sind.

Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich die Rhetorik, wurde an den jeweiligen Zeitgeist angepasst und weiterentwickelt. Vom übertriebenen Prunk der Barockzeit, über die Klarheit und Einfachheit der Aufklärung bis heute. Die rhetorische Fähigkeit seine Meinung vor anderen überzeugend darzulegen ist bis heute ein Kennzeichen – und Erkennungszeichen – von höherer Bildung geblieben.

Unabhängig von der jeweiligen Zeit und ihrem jeweiligen Zeitgeist war und ist eine Erkenntnis unumstritten:
Wer Einfluss nehmen und Geltung haben will, muss es verstehen sich und seine Meinung durch überzeugende Reden auszudrücken.

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